Ich esse Orangen und bin krank. Ersteres macht Spaß, zweiteres nicht so sehr. Weder mir noch meiner Umgebung. Der nahen und der fernen. Meine Klageschreie sind bestimmt bis in die nächste Parallelwelt zu hören, mein Husten entwurzelt ganze Wälder und das, was meine Nebenhöhlen machen ist so unappetitlich, dass ich nicht darüber sprechen möchte.
Aber solange ich Orangen esse, lässt sich das alles ein wenig besser ertragen. Schon ihr Duft ist wie ein Lächeln.
Vorgestern, als ich zehn Netze Orangen aß, türmten sich die Schalen bis auf den Balkon heraus. Ein Nachbar klingelte. „Hier riecht es irgendwie gut“, sagte er. „Ich musste einfach klingeln.“
Seine Nasenflügel bebten. „Riecht es etwa nach Geld?“, fragte er.
„Nein“, sagte ich, „nach Orangen.“
„Ach was“, erwiderte er, „ich war mir sicher, es ist Geld. Aber dann riecht es doch nach Ruhm, oder etwa nicht?“
„Nein“, sagte ich, etwas ungeduldiger als beim ersten Mal. „Orangen.“
„Und Sie sind sich sicher?“, fragte er, sichtlich enttäuscht. „ich glaube immer noch, es ist eine Mischung aus Geld und Ruhm und auf jeden Fall frühzeitiger Rente.“
„Orangen“, sagte ich knapp und schloss die Tür wieder.
Aber so etwas ähnliches passiert immer, wenn ich krank bin und Orangen esse.
Heute fühle ich mich schon ein bisschen besser. Als ich in den Spiegel schaue, leuchtet meine Haut als wäre sie aus Fruchtfleisch. Ein Zitronenfalter flattert zum offenen Fenster herein. Wir nicken uns freundlich zu. Meine Nebenhöhlen und alle Parallelwelten atmen erleichtert auf. Und ich verspüre große Lust auf ein Scheibe Toast mit Erdnussbutter und einer großzügigen Prise Poesie.

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