Als ich von Raum zu Raum gehe, merke ich, dass ich einen Schatten hinter mir herziehe. Er ist fast unsichtbar und nicht sehr schwer, und jedes Mal, wenn ich genau hinsehe, stellt er sich tot.
Aber vor allem dann, wenn ich eine Türschwelle überschreite, wird er fest und hart und groß und krallt sich an meinem Rock fest.
Ich öffne alle Fenster und lasse Licht hinein, ich male mit rotem Filzstift das Wort „Fröhlichkeit“ auf Schilder und hänge sie in jedem Zimmer auf. Der Schatten fängt zwar an, ein wenig gut gelaunt zu summen, aber er bleibt dort hängen, wo er nun einmal hängt, nämlich an mir.
Er kommt sogar mit in die Badewanne und suhlt sich im Seifenschaum, der dadurch ganz schwarz wird. Das ist nicht der Sinn von Seife, denke ich, so langsam recht ratlos. Also ziehe mein weißestes Kleid an, weißer als es meine Seele jemals war, zwinge alle Blumen, bereits im Winter schon zu blühen, fülle Champagner in goldene Kelche, und bestelle ein paar freischaffende Engel zum Musizieren.
Der Schatten gähnt und streckt sich und wird eine Nuance rosiger, glaube ich, aber er bleibt.
Am Abend bin ich atemlos, sauber, betrunken und betört vom viel zu starken Blumenduft. Und ich habe jetzt eben einen dezent pink angehauchten Schatten als Begleiter. Andere haben Pudel oder Kinder. Was solls.

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