Wir warten schweigend auf die lange Nacht. Es ist die Nacht, die unsere Kinder frisst, wenn wir sie nicht festhalten unter Wolldecken, ganz nah am Feuer. Es ist die Nacht, die sich die alte Ziege aus dem Stall holt, die mit dem schwarzen Fleck am Kinn, die ihren Namen kennt. Es ist die eine Nacht.
In dieser Nacht bringen wir das Grün, das niemals stirbt in unsere Häuser, damit wir nicht vergessen, dass es wieder Leben geben wird, kleine Knospen und zarte Blätter und auch eine neue Ernte, irgendwann. Wir vergessen das manchmal, wenn die Dunkelheit ein Seufzen in unseren Ohren ist, als stände sie dicht hinter uns.
Wir wehren uns mit Lichtern, die wir in die immergrünen Zweige stecken, und wir hängen Kugeln auf, rot wie das warme Blut, das uns am Leben hält. Allerlei Dinge hängen wir auf, die funkeln und glitzern und von Freude wispern. Wir verschenken Freude selbst, oder wir versuchen es jedenfalls, und wenn wir es selbst sind, die wir beschenken.
Auf unseren Tischen dampfen heiße Speisen und überall liegt Schokolade bereit, welche, wie wir alle wissen, ein kleines Stück Magie in sich trägt, vor allem dann, wenn wir auf die lange Nacht warten.
Manche von uns beten. Manche singen. Und alle, alle zünden Kerzen an.
Zündet Kerzen an. Singt. Betet. Esst Schokolade.
Die lange Nacht mag sich den ein oder anderen Vogel still von kahlen Zweigen pflücken. Und sich die alte Ziege holen, während diese von Gras und Sonne träumt. Aber sie wird auch wieder gehen.
Wir müssen nur ein klein wenig länger warten.

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