Oh Käptn, mein Käptn, ich habe in allen Wäldern nach dem gesucht, was den Mensch zum Menschen macht, in grünen Schatten bin ich still gewandert mit toten Dichtern als einzige Begleiter.
Licht habe ich gefunden, in den dunkelsten Höhlen, dort, wo ich niemals Licht erwartet hätte, das Licht von Glimmersteinen und freundlichen Augen, aber keine Menschlichkeit.
Gar wundersame Blüten habe ich gefunden, mit dem Duft nach Honig und Vergessen und heilenden Wunden, in Farben, die nur Papageien und Verrückte sehen.
Wege habe ich gefunden, die niemals enden und gehalten werden von den Ästen alter Bäume, deren Wurzeln nach Weisheit graben und nach Wissen, was nicht dasselbe ist.
Erde habe ich gefunden, warm und feucht und tief, wie der Schoß einer Mutter, und andere Erde, hell und rot und hart, wie das Herz eines Kriegers, und noch andere Erde, kalt und schwarz und stumm, wie dein Grab.
Aber Menschlichkeit war nirgendwo.
Dann bin ich weitergezogen, in die Städte.
Dort ging das Licht niemals aus und war bunter als das aller Blüten, aber kälter noch als jedes Grab.
Die Straßen waren gierig und verschlungen und führten in die Mägen von Supermärkten und Boutiquen und Metzgereien.
Hinter polierten Gläsern hingen Reihen leerer Mäntel aus Polyester, die auf Atem und Gebete warteten, und die immerneuen Ledertaschen glänzten wie die Schuppen eines Dracheneis.
Oh Käptn, mein Käptn, die toten Dichter wollten dort in einer Kneipe bleiben und waren überzeugt davon, die Menschlichkeit schlummere auf dem Boden eines leeren Glases.
Wahrscheinlich haben sie durchaus Recht.
Ich wanderte in meinen Wald zurück und eröffnete dort eine Kneipe für Dichter, die noch leben und in den Wäldern nach dem suchen, was den Mensch zum Menschen macht. Es kommen auch ganz erstaunlich viele junge Hexen vorbei, die von zuhause weggelaufen sind.
Es geht uns, den Umständen entsprechend, beinahe unmenschlich gut.

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