Heute ist also der Tag, an dem die Geister an unsere Türen klopfen.
Die Blätter sind längst bunt geworden, die Nacht kommt früh und lässt den Nebel manchmal noch bis morgens in den Straßen stehen.
Die sonnengefärbte Haut verkriecht sich unter dicker Wolle, Füße müssen wieder feste Sohlen tragen und alle Herzen werden müde.
Die Stimmen werden leise, die Vögel gehen fort.
Und die Geister kommen mit der frühen Nacht.
Sie tragen wilde Masken über niedlichen Gesichtern, und wir kaufen uns mit Zucker von allem Schrecken frei. Und lachen später bei Filmen voller Blut und Tod und Folter und malen uns mit unseren Ängsten an, bis wir auch darüber lachen können.
Aber dann kommen die anderen Geister. Sie klopfen auch, aber die Tür, an die sie klopfen, ist nicht aus Holz und Glas und Menschlichkeit. Mit ihnen kommt die tiefe Schwärze einer Nacht, die alle Schrecken in sich birgt, die jemals in Gräbern verschlossen wurden.
Ihre Gesichter sind nackt und ihre Augen sind schmerzhafter als alle Krallen und Zähne, weil in diesen Augen unsere Geschichte wohnt.
Es klopft der Augenblick, in dem du dich geweigert hast, deine Großmutter im Altenheim zu besuchen, obwohl du wusstest, dass sie einsam war. Du warst ein Kind und deine Angst vor allem, was nach Tod stinkt, nur zu verständlich, aber der Geist kehrt dennoch immer wieder.
Es klopft dein eigenes Kind, das du alleingelassen hast, damals, als es dich gebraucht hätte. Vielleicht hast du selbst nie erlebt, was Liebe ist und hast ihm alles das gegeben, was du hattest. Aber tief drinnen weiß du, dass es viel zu wenig war. Der Geist flüstert es dir zu.
Es klopft die Liebe selbst, die du abgewiesen hast, weil du nicht wusstest, dass es die Liebe war. Sie kam zu früh und zu gewaltig, und du warst nicht bereit. Darum ist sie für immer fortgegangen, und nur ihr Geist erinnert dich daran, dass du es warst, der sie vertrieben hat.
Meine eigenen Geister sind genauso grausam wie die deinen.
Ich würde lieber gegen eine Horde Zombies kämpfen oder Vampire pfählen als nur einem von ihnen gegenüberzustehen.
Aber heute ist die Nacht, in der sie kommen und klopfen.
Vielleicht bin ich diese Mal mutig und biete ich ihnen einen Teller Kürbissuppe an. Vielleicht schauen wir zusammen Tanz der Vampire. Vielleicht müssen sie dann nächstes Jahr nicht wieder kommen, sondern verschwinden mit dem Nebel im ersten Sonnenlicht, wie die letzten bunten Blätter mit dem Wind.

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