Zwischen meinen Atemzügen ist es dunkel, zwischen meinen Rippen schläft ein Tag, der aus der Zeit fiel und nicht mehr zurück findet.
Wenn ich die Augen schließe, kann ich alles sehen, was an ihm geschah, und ich brauche keine Ohren, um zu hören, was er mir erzählen möchte.
Dort läuft ein Mädchen barfuß über ein gelbes Stoppelfeld, und die Haut an seinen Füßen ist so hart, dass sie nicht blutet.
Die Hände halten etwas ganz, ganz fest, das ich nicht erkennen kann, aber ich weiß auch so, was sie umschließen.
Es ist Papier, ein zusammengeknüllter Ball, ein Brief, weil man damals noch Briefe schrieb, wenn man Worte hatte, die zu schwer zum sprechen waren.
Mit blauem Kugelschreiber hat jemand auf das Papier geschrieben, dass es aus ist, weil das Mädchen immer nur alle Tiere und am liebsten die ganze Welt retten will, und weil das nervt, und dass sie endlich mal erwachsen werden soll, und dieser jemand war wichtig genug, um durch diese Worte nasse Spuren auf rot erhitzten Wangen zu hinterlassen, während das Mädchen schneller läuft und immer schneller, wie um diesem Tag davonzulaufen. Das habt ihr alle schon einmal versucht. Ihr wisst, dass es umsonst ist. Ihr versucht es manchmal dennoch immer wieder. Ich auch.
Erwachsen bin ich ebenfalls geworden, weil es sich nicht ändern lässt, und die Welt will ich schon lange nicht mehr retten. Ich habe weder Schwert noch Schild dafür und auch keine Rüstung.
Da blinzelt der Tag, der zwischen meinen Rippen schläft im Traum und flüstert, dass ich all das nicht brauche, sondern nur meine nackte Haut und ein Herz, das fest genug ist, um nicht zu verbluten, wenn ich mit ihm durch Stoppelfelder renne.
Ein bisschen bluten ist okay, um ein bisschen was zu retten, entscheide ich.
Und ich sehe, wie das Mädchen, das jetzt dem Himmel entgegen läuft, wieder fast lächelt.
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Kategorien: Tagebuch

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