Wenn sich der Himmel öffnet und die Posaunen den jüngsten Tag herausschreien und es Blut regnet und Feuer und all das passiert, was man so hört, dann werde ich „Nein“ sagen, einfach so.
Ich werde es nicht einmal laut sagen, sondern eher so für mich, und es wird auch im allgemeinen Lärm und all den Schreien untergehen. Aber sagen werde ich es.
Noch nicht, füge ich dann hinzu, noch nicht jetzt. Gewiss kann ich es gut verstehen, Gott, dass es dir endgültig reicht mit uns, und wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle schon viel früher mit Blut und Feuer und Sinfluten um mich geworfen, weil ich recht launisch bin und mich deswegen nicht als Göttin eigne, soviel Selbsterkenntnis habe ich inzwischen vielleicht doch.
Aber warte noch ein bisschen.
Erst gestern habe ich ein Kind gesehen, das eine Fliege vor dem Ertrinken gerettet hat, so eine richtig fette, hässliche Schmeissfliege, die kein bisschen süß ist, sondern einfach etwas, das lebt und weiter leben will, und das Kind hat das verstanden und gehandelt.
Und am Tag davor stand eine alte Frau vor einer Blumenwiese und hat gelächelt, mehr ist nicht passiert, nur dass sie gelächelt hat wegen all der kleinen Schönheit vor ihr, und ihr Gesicht sah nicht so aus, als hätte es nur Schönes erlebt, und ihr Rücken war gebeugt von Schmerzen, aber sie lächelte, und da war Liebe.
Und in all den Jahren davor habe ich immer wieder in die Dunkelheit geblickt dahin, wo all das wohnt, das du jetzt vernichten willst, und manchmal war es gar nicht einfach, nicht selbst dorthin zu gehen, und immer wieder widerstand ich und drehte mich zurück ins Licht, manchmal vielleicht zu spät, aber immerhin, wenn ich das kann, dann können alle anderen das auch.
Also nein, noch nicht.
Verschieben wir den jüngsten Tag noch ein paar wenige Jahrhunderte. Die Menschen sind noch jung. Sie lernen.
Und wenn du willst, Gott, lass uns lieber eine Runde Paintball spielen gehen, du wirst dich danach nicht genauso gut aber gleich viel besser fühlen. Ich werde auch nicht freiwillig verlieren, versprochen.

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