Die Sonne geht unter. Die Farben spielen verrückt. Ich denke über Tee nach.
So etwas kommt anscheinend mit den Jahren. Damals dachten wir an gar nichts, als wir in deiner Küche saßen und die kaputte Kanne zwischen uns auf dem müde gewordenen Tisch stand, und wir uns mit zitternden Fingern immer neue Tassen einschenkten.
Unsere Finger zitterten deshalb, weil wir jung waren. Weil wir zu viel rauchten, bis abends verkatert waren und vorübergehend verlernt hatten, was Schlaf bedeutet. Alles andere war wichtiger als schlafen.
Ich legte dir Tarotkarten, und Der Mond landete in einer Pfütze aus Tee. Seitdem riecht er immer noch nach falscher Vanille, auch wenn niemand außer mir das merkt.
Du hattest mir die Fingernägel bonbonrosa lackiert, und einen Teil meiner Finger auch.
Ich beschwerte mich darüber, also über das Rosa, nicht über deine schludrige Arbeit, weil ich keine pinke Tussi sein wollte.
Du beschwertest dich dafür darüber, dass ich dir immer die falschen Karten legte, und ich warf irgendetwas nach dir. Dann malten wir uns auch noch die Augen an, blau und grün, und wir sahen nicht mehr aus wie Tussis, sondern wie Kindernutten.
Ich erinnere mich nicht mehr, wie der Abend ausging. Ich hoffe, du auch nicht. Wahrscheinlich endete er erst am nächsten erstaunten Morgen.
Aber wenn die Farben am abendlichen Himmel verrückt spielen, weil die Sonne dort ihren Abschied tanzt, dann halte ich mir manchmal ein Auge zu, und dann sehe ich mit dem anderen, ich schwöre, dein buntes Gesicht dort oben hinter einer Wolke.
Deswegen denke ich jetzt über Tee nach. Wahrscheinlich den ganzen Abend lang.

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