Vorhin traf ich beim Einkaufen den Tod. Ich legte ein Glas biologische Erdbeermarmelade in meinen Wagen und er ein paar Seelen. Wahrscheinlich starrte ich ihn dabei eine Spur zu aufdringlich an, denn er fühlte sich bemüßigt, mit mir zu konversieren.
„Sind gerade mal wieder im Sonderangebot“, sagte er und grinste dabei, aber das hat beim Tod nichts weiter zu bedeuten.
Ich fand nicht gleich eine passende Antwort, denn es war so ähnlich, wie auf einmal im Supermarkt vor meinem Frauenarzt zu stehen. Latent unangenehm. Zwar hatten sich unsere Wege bereits früher gekreuzt, aber dann waren es stets professionelle Treffen gewesen. Smalltalk über sowohl kranke Eierstöcke als auch letzte Atemzüge ist nicht unbedingt empfehlenswert.
Verschämt versteckte ich meine Biomarmelade hinter den Quinoaflocken, was es nicht unbedingt besser machte. Mein Wagen war unübersehbar voll von meiner Wohlstandsoberflächlichkeit.
„Was, äh, kosten Seelen denn heutzutage so?“, fragte ich dann, um Höflichkeit bemüht.
Der Tod grinste, was sonst, und ließ seine Achseln zucken. Niemand kann das so unverschämt lässig, wie der Tod es kann.
„Sind eigentlich immer irgendwo im Sonderangebot“, sagte er, so trocken wie die sauerstofflose Luft in den eisigsten Höhen.
„Ach, tatsächlich“, lächelte ich, mindestens genauso kalt.
Der Tod streckte seine Hand aus, und ich zwang mich, nicht zurückzuweichen, nicht einmal einen kleinen Schritt.
Doch er berührte mich nicht, sondern zeigte nur mit einem knochigen Finger auf meine versteckte Marmelade.
„Ist die gut?“, fragte er.
„Ja, aber teuer“, antwortete ich. „Ich kaufe sie immer nur im Angebot.“
Diesmal war sein Grinsen mindestens vier Zähne breiter.
„Na dann“, sagte er. „man sieht sich.“
„Hoffentlich nicht“, flüsterte ich, und das auch erst, als er an der Kasse vorbei ins Freie trat. Natürlich ohne zu zahlen.

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