In jedem von uns steckt so etwas wie eine Elfe. Gewiss, jetzt mögen besonders die bärtigen und weniger grazilen Individuen unter uns mindestens schmunzeln, aber auch ihr, glaubt mir, seid davon betroffen. Wer sagt, dass Elfen lang und schmal und haarlos sind?
Ich kenne auch klein und füllig geratene. Einige sogar.
Unsere innere Elfe schert sich nicht viel um solche Nichtigkeiten. Sie hält sich für schön, das ist für sie eine Grundvoraussetzung, kein Luxus. Deswegen ist sie auch liebend gern nackt, bemalt sich mit den wildesten Farben und umarmt dann wahllos Fremde.
Also, meine tut das jedenfalls. Ich möchte jetzt nicht verallgemeinern. Vielleicht sind eure Elfen etwas züchtiger, obwohl ich das bezweifle.
Meine innere Elfe weigert sich auch, auf Stühlen zu sitzen und trinkt Wein aus der Flasche. Sie vergisst, dass wir Geld brauchen, um zu leben, genauso wie sie manchmal vergisst, dass wir nicht fliegen können, was beides öfters zu Problemen führt.
Dafür schmückt sie sich mit allem was golden ist, wie eine besonders eitle Elster und klaut die Schwungfedern der empörten Eichelhäher für ihr Haar. Aber Eichelhäher müssen sich ja ständig wegen irgendwas empören.
Mit den Waldtrollen flirtet sie nicht mehr so wie früher, weil sie ja deren König zum Gemahl genommen hat, dafür neckt sie den besonders gern. Manchmal liebevoll, manchmal nicht.
Meine innere Elfe kann ungerecht und herrisch sein in ihrem Zorn, aber sie ist genauso wenig nachtragend wie ein kleines Kind.
Sie liebt Unkraut am Wegrand und hält Blumenläden für Leichenschauhäuser.
Sie wäscht sich nicht gern, springt dafür um so lieber in Pfützen, und manchmal legt sie sich mitten auf die Straße, um Wolken zuzuwinken.
Sie hält Geschirrspülen für Zeitverschwendung und will nur bodenlange Kleider aus Samt tragen, wenn sie sich denn mal anzieht.
Meine innere Elfe nervt.
Eure wahrscheinlich auch. Aber ich kann dennoch nur empfehlen, sie hin und wieder herauszulassen. Auch wenn sie bärtig ist.

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