Nichts ist wie es scheint. Das klingt nach einer dieser Floskeln, die wie billige Flugblätter von Mund zu Mund flattern. Aber das ist das traurige an Phrasen: bevor sie zu hohlen Phrasen wurden, waren sie einmal jung und frisch und voller Bedeutung. Abgenutzt von zu vielen flüchtigen Zungen, verschlissen durch sinnentleerte Wiederholungen und dumpfe Gedankenlosigkeit landen sie irgendwann im Ghetto der Philosophie.
Wenn sie mir begegnen, grell geschminkt um ihren Zerfall zu tarnen, spüre auch ich Verachtung.
Und doch. Nichts ist wie es scheint, das rempelte mich unvermittelt an, klammerte sich an meinen Rock und blieb dort hängen. Solange, bis ich unter seinem falschen Glanz die Wahrheit schimmern sah.
Die Welt ist nur das, was ich in ihr sehe, und was ich sehe, ist nicht viel. Ich sitze ganz unten auf einer Stufe, während ich glaube, ich säße mindestens dort, wo die Wahrheitssucher sitzen, also dort, wo ein gewisser Ausblick Zusammenhänge zeigt.
Dabei verschwindet die Treppe irgendwo im weit, weit entfernten Nebel.
Einen Moment lang fühle ich mich scheußlich, weil ich erkenne, dass sogar dumme Sprüche klüger sind als ich.
Wenigstens weiß ich, dass ich mein Leben träume, sage ich dann, ein kleines bisschen trotzig, packe eine Flasche Rotwein ein und geselle mich in die dunkle Ecke zu den abgehalfterten Phrasen. Wir werden uns gut amüsieren. Gleich und gleich, ihr wisst schon was ich meine…

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Kategorien: Tagebuch

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